Wolfsgeheul & Falkenflug
 
Naturgeschichten


Wolfsgeheul -

die Stimme einer verlorenen Welt,
die einmal ehe wir begannen ihr Feind zu sein,
unsere Eigene war.
(Farley Mowat)



Der Pfad der Wölfe


Ist es ein Zufall, dass sich die Wölfe genau im Zeitalter der hochtechnisierten 2000-er Jahre wieder in der Schweiz niedergelassen haben, sich ausbreiten und sich ihre von uns Menschen gestohlene Heimat zurückerobern?

Vielleicht möchten sie uns mit ihrem Erscheinen daran erinnern, dass auch wir Menschen ein Teil der Natur sind und nicht deren Herrscher. Beim darüber Nachdenken merken wir dann vielleicht, dass wir alle den gleichen Ursprung haben. Zwei-und Vierbeiner, Bäume und Pflanzen, wir alle sind ein Teil eines grossen Ganzen, Teil des einzigartigen Kreislaufes der Natur und Teil des wunderbaren Planeten Erde.

Vielleicht möchten uns die Wölfe mit ihrer Rückkehr dazu auffordern, dass genau jetzt die Zeit ist, unsere längst verlorene Verbindung, unser zerrissenes Band, zu unserer aller Mutter, der Natur, unserer Lebensgrundlage schlechthin, wieder zu suchen, zu finden und neu zu verknüpfen.

Nicht vielleicht, sondern sicher ist, jagen die Wölfe zuviel, werden ihre Nachkommen keine Nahrung mehr finden und zu Grunde gehen. Jagen sie zuwenig, so können sie die aktuelle Generation nicht aufrechterhalten.

Zufall bedeutet, es fällt uns zu...ist es nicht vielleicht auch darum höchste Zeit auf die Wölfe zu hören, von ihnen zu lernen und die Abzweigung, welche uns zurück auf den uralten Pfad der Wölfe führt, nicht zu verpassen?


© Copyright Text (Dezember 2020) bei Roland Wüthrich – Inspiriert von der Natur, den Wölfen und den Büchern «Wolfsodysse» und «Vergessene Wildnis» von Peter A. Dettling - peterdettling.com 

© Copyright Bild "Willkommen in der Schweiz" bei Peter A. Dettling - peterdettling.com - aufgenommen am 31. August 2006, oberhalb Pigniu (Panix), Kanton Graubünden, eine der ersten Fotografien eines freilebenden Wolfes auf Schweizer Boden überhaupt, welche nicht von einer Fotofalle stammt.

 




"Je mehr ich über den Wolf erfuhr, desto klarer wurde mir, dass er für den Naturschutz eine Schlüsselfunktion hat.

 Wenn du den Wolf schützt, bewahrst du alles, was in der Evolution unter ihm steht. 

Indem du ihm seinen Lebensraum sicherst, schützt du auch den Menschen."


Hélène Grimaud - Pianistin und Wolfsbiologin




"Wenn du zu den Tieren sprichst, werden sie zu dir sprechen und ihr werdet euch kennen.

 Wenn du nicht zu ihnen sprichst, wirst du sie nicht kennen und was du nicht kennst, davor wirst du dich fürchten.

 Was man fürchtet, das zerstört man."


Chief Dan George - Inschrift beim Eingang des Wolf Education an Research Center - Winchester - Idaho - USA



Weitere wölfische Gedanken aus meiner Feder:


Ja, sie werden la Luna begrüssen/grüssen, wie sie es schon seit tausenden von Jahren tun. Sie werden nach Chur hinunter in die Stadt schauen und wenn man gut hinhört, wird man sie lachen hören. Sie werden lachen über die Spezies, welche vor lauter Hamsterrad und Geldgier vergessen hat, dass sie auch ein Teil des Ganzen ist.

Die Menschheit ist ein Teil des Rades, welches deswegen zerbrochen ist und dessen heiliger Baum in der Mitte darum verwelkt ist. Nachdem sie genug gelacht haben, wird der/die Leit Wolf/Wölfin zum Rudel sprechen:

„Schaut dort unten sind die Menschlein, die so blöd sind, aus Geldgier unsere aller Mutter, Mutter Erde zu quälen und zu zerstören. Sie meinen zwar, dass sie  über allem stehen und merken dabei nicht mal, dass sie die erste Spezies sein werden, welche mit Vollgas an ihrem eigenen Untergang arbeitet."

Stille am Calandamassiv. Dann werden sie sich abwenden, frei und so wie sie es schon seit Beginn der Zeit getan haben, durch die Vollmondnacht streifen. Ein kleines Menschlein wird Ihnen, wie es dies schon als kleines Kind getan hat, wenigstens in Gedanken, im Geist, folgen. 

Ja, dann eine magische Vollmondnacht.

15. Juli 2019.



 

Meine Lieben, Samstagnacht, Frühlingsnacht, das Leben in der Natur erwacht, im ewigen Kreislauf der Jahreszeiten, eigentlich wie jedes Jahr. Wunderschön, die wärmenden Sonnenstrahlen zu spüren, den erwachenden Gesang der Vögel zu hören, die ersten Frühlingsblumen im Wald zu bestaunen. Ja eigentlich ist es wunderschön, ja auch in diesem Jahr wunderschön, aber irgendwie anders. Eine unsichtbare Kraft legt sich wie ein feiner Nebel über dieses Wunder des erwachenden Lebens.

Coronavirus der Name des Nebels, entsandt, wenn man den Medien glauben möchte, irgendwo in der Ferne, weit, weit, weg in China. Geboren in einem Tier, welches auf einem Markt unter widerwärtigen Umständen gehalten und dessen einziger Zweck es war, irgendeinem Menschen als Nahrung zu dienen. 

Geboren irgendwo in China und mit Hilfe der Globalisierung verteilt über die ganze Erde. Mit Flugzeugen, die zu Spotpreisen und zur Unterhaltung der Menschenkinder um den Globus fliegen. Geiz ist geil!

Irgendwie ist das Bild des Wolfes, der schwer gezeichnet von der Räude, krank vor Hunger und abgemagert, in der Nacht des 17. Februars von seinen Leiden durch eine Kugel erlöst wurde, allgegenwärtig. So gross war meine Freude über die Rückkehr von Isegrim, dem Liebling der
Götter. Von unseren Ahnen verehrt und geliebt, von uns modernen Menschen als Nahrungskonkurrent gehasst, gejagt und ausgerottet.

Geld ist geil, Kapitalismus noch geiler, höher weiter, mehr und noch mehr, ohne Rücksicht auf Verluste, die da Gesundheit, Um- bzw. Mitwelt heissen. 

Irgendwie ist dieser Wolf für mich sinnbildlich für unsere aktuelle Situation.

Ja gut, nicht ganz, nur fast, denn Bruder Isegrim war wenigstens frei, nicht eingesperrt in einem goldenen Käfig aus materiellem Reichtum und trügerischer Sicherheit. Frei wie der Wind, begleitet von Sonne, Mond und Sternen, seinen Instinkten folgend. Seit Anbeginn der Zeit über Generationen auf den uralten Pfaden seiner Ahnen, seiner Rasse, seiner Art. 

Ich wünsche mir tief und fest, dass das Schicksal des Thurgauer Wolfes nicht unser Eigenes ist. In diesem Sinne und aus tiefstem Herzen bleibt bitte gesund meine Lieben...ich bemühe mich auch!

15. März 2020.



Ich verstehe, dass jedes vom Wolf gerissene Nutztier eines zu viel ist. Ebenso verständlich ist der Ärger und die Trauer über den Verlust eines Nutztieres bei dessen Halter. Doch etwas stimmt mich nachdenklich. Kommt ein Schaf oder Rind auf der Alp ums Leben, wird dies bei einem Wolfsriss anders bewertet als eine "normale" Todesursache, wie man sie bisher kannte. Pro Alpsaison verenden und verunfallen in der Schweiz jeden Sommer weit über 4000 Schafe ohne Einwirkung des Wolfes. Ein ähnliches Bild beim Rindvieh. Dort übersteigen die "normalen" Abgänge auf der Alp schweizweit regelmässig über 1'500 Tiere. Was ich nicht verstehen kann, ist die Tatsache, dass sobald sich ein Wolf an einem Nutztier vergreift, dies mit einer reisserischen Schlagzeile, oft mit einem passenden Bild dazu, publiziert wird und dazu genutzt wird, gegen den Wolf Stimmung zu machen. Die "normalen" Abgänge hingegen, welche jene vom Wolf verursachten bei Weitem übersteigen, werden stillschweigend hingenommen. Was ich ebenfalls nicht verstehen kann, ist dass von gewissen politischen Gruppierungen mit Argumenten, welche zum Teil jeglichen Studien und belegbaren Tatsachen widersprechen, gegen den Wolf gehetzt wird. Was für gravierende Auswirkungen es hat, wenn wir Menschen noch immer meinen, beliebig in die Zusammenhänge in der Natur eingreifen zu müssen, diese zu unseren Gunsten und zu unserem Vorteil zu verändern, lässt sich am aktuellen Zustand unserer Umwelt/Mitwelt ziemlich gut ablesen.

Leserbrief/Kommentar Thurgauer Zeitung Online vom 21. Februar 2023



Eigentlich geht es bei diesem Thema um viel mehr als den Wolf. Denn wenn es unsere Gesellschaft, insbesondere gewisse politische Gruppierungen und deren Lobbyverbündeten, nicht schafft umzudenken und ein solches im Grunde genommen einfaches Thema wie Wolf und Herdenschutz umzusetzen, wie soll es dann bei weitaus komplexeren Themen wie etwa dem weltweiten Artenverlust oder der Klimakrise funktionieren? Wenn wir meinen, einfach so wie bisher weiterfahren zu können, bezahlen nicht nur die Wölfe jetzt, nein auch wir Menschen irgendwann den Preis dafür. Vielleicht nicht wir, die jetzt leben, aber die Generationen nach uns werden den Preis dafür bezahlen, dass wir immer noch meinen, rücksichtlos, eigennützig, egoistisch und ausschliesslich zu unseren Gunsten, in die komplexen Abläufe der Natur eingreifen zu müssen. Die Wölfe bezahlen nun mit ihrem Blut den Preis dafür, dass wir meinen, die allmächtige Krone der Schöpfung zu sein. Dabei merken wir nicht einmal, dass wir damit eigentlich die Waffe gegen uns selber richten.

Leserbrief/Kommentar Thurgauer Zeitung Online vom 8. November 2023



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